Allgemeine öffentlichkeit

Warum braucht die Archäologie ARIADNE?

ArchäologInnen untersuchen in ihren Forschungen eine Vielzahl von Fundobjekten, von denen einige bereits früher von anderen entdeckt wurden und in Museen und Archiven aufbewahrt werden. Viele werden jedoch bei Ausgrabungen neu entdeckt. Die „Schätze“, die ArchäologInnen entdecken, haben normalerweise – natürlich mit wenigen nennenswerten Ausnahmen – nur einen geringen oder gar keinen finanziellen Wert, da ihr Wert in dem Wissen liegt, das sie über unsere Geschichte bringen. Die Archäologie interpretiert die bei Ausgrabungen entdeckten Überreste auf ihre Zusammenhänge und leitet daraus neue Informationen über die menschliche Vergangenheit ab. Aus einer archäologischen Ausgrabung geht daher eine Vielzahl von Dokumenten hervor, die auf genaueste Weise berichten, was jede Ausgrabungsschicht enthielt und wie Funde und andere Überreste miteinander in Beziehung stehen. Solche Dokumente bestehen aus Texten (das heißt Notizen, die von den ForscherInnen verfasst wurden, um zu beschreiben, was sie gefunden haben); Bilder und Zeichnungen der Ausgrabung in jeder Phase ihrer Ausführung; Inventare dessen, was in jeder Schicht gefunden wurde; und vieles mehr, zum Beispiel Überblickspläne, wo der Bezug der verschiedenen Überresten zu anderen Teilen derselben Fundstätte dargestellt wird, zum Beispiel in einer antiken Stadt. Auf diese Weise verwandelt eine archäologische Untersuchung die Überreste der Vergangenheit in einen Komplex von schriftlichen und bildlichen Beschreibungen, der sich nicht so sehr von dem unterscheidet, was wir normalerweise tun, wenn wir während eines Urlaubs Fotos oder Notizen machen, um Freunden, Bekannten und Verwandten, die zu Hause blieben, unsere Erfahrungen zu vermitteln sowie später unsere Erinnerungen an den Urlaub wiederzubeleben.

Jede archäologische Untersuchung wird von einer Forschungsfrage geleitet, nämlich einer Frage über die Vergangenheit, die zumindest teilweise durch die Entdeckungen während der Ausgrabung geklärt wird. Manchmal lautet die Frage einfach: „Was haben wir hier?“ – dies geschieht, wenn Bauarbeiten durchgeführt werden müssen, beispielsweise der Bau einer Autobahn, einer neuen Eisenbahn oder eines neuen Hauses, und es notwendig ist, festzustellen, dass diese Bautätigkeiten Informationen über die Vergangenheit nicht zerstören. In den meisten Ländern ist das Ergebnis ein unveröffentlichter Feldforschungsbericht, der häufig in kommunalen Ämtern aufbewahrt wird und schwer zu finden ist.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl geplante Ausgrabungen, die von spezifischen Forschungsfragen geleitet werden, als auch Notausgrabungen, die zufällige Entdeckungen hervorbringen, eine große Anzahl von Dokumenten erzeugen. Solche Dokumente werden in einem abschließenden Ausgrabungsbericht zusammengefasst, der sich auf die Gründe der jeweiligen Untersuchung konzentriert und alle archäologischen Informationen ignoriert, die nicht direkt von der Arbeit betroffen sind. Die Dokumentation enthält jedoch auch Informationen über alles andere, was während der Untersuchung gefunden wurde, und kann – falls verfügbar – von anderen ForscherInnen für einen anderen Zweck sinnvoll wiederverwendet werden.

Heutzutage sind die meisten archäologischen Daten digital und diese Daten werden zunehmend online zur Verfügung gestellt, was es anderen ForscherInnen erleichtert, wichtige Informationen aus der Arbeit von KollegInnen zu erhalten, einschließlich Daten, die nicht in die endgültigen zusammenfassenden Berichte aufgenommen werden konnten. Diese unveröffentlichten Berichte, die gemeinhin als „graue Literatur“ bezeichnet werden, sind in vielen europäischen Ländern zunehmend online verfügbar. In einigen Fällen wird diese Online-Publikation von Regierungsstellen durchgeführt, sie können aber auch in fachspezifischen Archiven und Repositories gefunden werden, zum Beispiel beim ADS (Archaeology Data Service an der University of York) in Großbritannien und in anderen europäischen Ländern sowie in anderen Teilen der Welt, wie Digital Antiquity Initiative in der USA. Diese Repositories verbreiten nicht nur neue Berichte, sondern schützen auch archäologische graue Literatur vor Zerstörung oder vor dem Zurücklassen in Papierordnern, auf Disketten, CD-ROMs oder auf Festplatten in einem Büroregal.

Im Jahr 2012 gab es in ganz Europa viele verschiedene Aufbewahrungsorte mit archäologischer Dokumentation in digitalen Formaten, von denen einige online zugänglich waren. ForscherInnen, die bestimmte Informationen finden wollen, konnten jedoch nicht eine einzige Abfrage durchführen: Die Suche musste für jedes Repository mit unterschiedlichen Systemen und Datenorganisationen wiederholt werden, ganz zu schweigen von den verschiedenen Sprachen. Nur weil etwas in einem offenen Online-Format gespeichert ist, muss es nicht unbedingt gefunden werden: Es muss ein effektives Suchsystem implementiert werden. Google hilft nicht, da es Links zu verschiedenen Themen mischt, die nur Wörter gemeinsam haben. Zum Beispiel führt die Suche nach „Axt“ zu fast 300 Millionen Treffern, die Rasier- und Kosmetikprodukte, moderne Stahlwerkzeuge, Spiele und sogar Software mischen – Ergebnisse, die für ArchäologInnen nicht sehr hilfreich sind. Es ist sehr schwierig, Daten über archäologisch relevante Objekte zu finden, die Menschen seit Jahrtausenden für die Ernte von Holz, als Waffe oder als zeremonielles Symbol angefertigt haben.

Dies war die Herausforderung für ARIADNE: Die Erkenntnis, dass in archäologischen Unterlagen noch viele nützliche Informationen ungenutzt gespeichert sind; die Verfügbarkeit von Technologie, um diese Informationen zugänglicher zu machen, und die Bereitschaft der Eigentümer solcher Daten, sie allen offen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig gab es eine Informationsflut, die es nahezu unmöglich machte, die richtigen Informationen zu finden. Dies hob sowohl die Probleme als auch das Potenzial hervor. Die ARIADNE-Partnerschaft schlug eine Lösung vor, um dieses Problem anzugehen und mithilfe von Ariadnes Faden, einen Weg zu finden, aus dieser schwierigen Situation herauszukommen.

Entdecken Sie die ARIADNEplus-Partner, die von ihnen vorgeschlagenen Lösungen und warum dieses Projekt wichtig ist.

Die ARIADNEplus-Partnerschaft

Die 41 ARIADNEplus-Partner kommen aus 23 europäischen Ländern und vier aus außereuropäischen Ländern.

ARIADNEplus wird zur Unterstützung von ForscherInnen finanziert. Wir glauben jedoch, dass dies wichtig und nützlich sein wird, auch für Kulturerbeauftragte und -managerInnen sowie für alle BürgerInnen.

Sehen Sie, welche Partner aus Ihrem Land kommen.

Die ARIADNEplus-Lösung

Um den Bedürfnissen der ArchäologInnen gerecht zu werden, haben zuerst ARIADNE und jetzt ARIADNEplus eine effiziente Lösung entwickelt. Das Projekt hat ein Portal (www.ariadne-infrastructure.eu/portal/) mit einem Katalog der online verfügbaren archäologischen Datensätze erstellt. In diesem Katalog kann nach Stichwörtern oder Zeiträumen oder einem Ort gesucht werden. Die eigentlichen Daten werden beim Dateneigentümer innerhalb der beteiligten Institutionen aufbewahrt. Bei der Suche in den Datensätzen über das ARIADNE-Portal kann der Benutzer über einen Link, der auf die lokale Institution verweist, auf die aktuellen Daten zugreifen. Der Katalog funktioniert also ähnlich wie Google, enthält jedoch nur Verweise auf archäologische Daten, auf die mit von ArchäologInnen entwickelten Konzepten zugegriffen werden kann. Wichtig ist auch der mehrsprachige Ansatz: ARIADNEplus verwendet mehrsprachige Vokabulare, um Begriffe in mehreren Sprachen abzufragen und nach Dokumenten in verschiedenen Sprachen zu suchen.

Darüber hinaus bietet das Portal Tools zur weiteren Verarbeitung der Daten: Anzeigen von Bildern und 3D-Modellen, z.B. zum Erstellen einer Diashow; Analysieren von Texten zur automatischen Erstellung eines Themenindex; Erstellen von Anmerkungen, d.h. Hinzufügen persönlicher Notizen zur vorherigen Arbeit; Anzeigen von thematischen Karten (zum Beispiel: alle bronzezeitlichen Stätten in einer Region); und so weiter.

Auf diese Weise können ForscherInnen nicht nur die gesuchten Informationen finden, sondern diese auch verarbeiten und verschiedene Quellen entsprechend der Forschungsfrage kombinieren und so neue Forschungsergebnisse erhalten.

Warum ist ARIADNEplus wichtig für die Öffentlichkeit?

Die Öffentlichkeit hat wichtige indirekte Vorteile aus der ARIADNEplus-Aktivität: Sie verbessert die Wirksamkeit der archäologischen Forschung und verwendet die Ergebnisse früherer Forschungsarbeiten für neue Untersuchungen. Dadurch wird doppelte Arbeit vermieden und es werden Einsparungen erzielt. ARIADNEplus fördert die Weiterverwendung von Daten: Der größte Teil der Forschungsergebnisse wurde aus öffentlichen Mitteln finanziert, sodass die Ergebnisse den Steuerzahlern gehören und mit anderen ForscherInnen geteilt werden sollen.

Die Einrichtung von ARIADNEplus erforderte zwar erhebliche Finanzmittel (die von der EU bereitgestellt wurden), doch die künftige Aufrechterhaltung wird relativ kostengünstig sein und die Kosten werden von allen TeilnehmerInnen geteilt.

Neben der Nützlichkeit für die Forschung kann ARIADNEplus eine wichtige Rolle beim Management und bei der Erhaltung des archäologischen Erbes spielen und die zuständigen Stellen unterstützen. Das kulturelle Erbe ist wesentlich für die Identitätsbildung und auch eine wirtschaftliche Ressource, da es für den Kulturtourismus wichtig ist, dessen Einnahmen 40% des gesamten Tourismus ausmachen.

Personen, die sich für Geschichte und Archäologie interessieren, können das ARIADNEplus-System gerne nutzen: Auch wenn es für den professionellen Gebrauch konzipiert ist, ist der Zugang für alle offen und die benutzerfreundliche Oberfläche ist einfach zu bedienen, um beispielsweise herauszufinden, was in der Vergangenheit in Ihrer örtlichen Gemeinde passiert ist.